Garmin Oregon 700 Testbericht

Das neue Outdoor-Flaggschiff von GARMIN, das Oregon 700*, hatte Gelegenheit sich im rauen Gelände zu bewähren. Zeit für ein erstes Resümee.

Garmin Oregon 700 Testbericht

Dass ein modernes GPS-Gerät hinreichend genau und schnell die Position anzeigen soll setze ich mal voraus. Spannender für mich war schon eher die Frage nach der Ablesbarkeit des Touch-Displays bei direktem Sonnenlicht. Das gute alte Tastenmodell 60CSx von Garmin, welches eine hervorragende Ablesbarkeit hatte dient dabei als Messlatte und Referenz.

Die VerpackungundZubehör des Garmin Oregon 700 ist wie üblich bei Garmin etwas spartanisch. Ein handelsübliches USB-Kabel zum Verbinden des Oregon 700 mit dem PC oder MAC, eine Kurzanleitung und Gott sei Dank auch eine Gürtelhalterung mit Karabiner. Übrigens die gleiche wie für das GPSmap 64* oder eTrex-Geräte. „Spartanisch“ bedeutet aber nicht unbedingt „schlecht“. Warum für Zubehör zahlen das man vielleicht nicht benötigt?
Eines braucht das Oregon aber in jedem Fall zusätzlich – eine vernünftige TOPO-Karte. Zum Testen wurde umgehend die TOPO TransAlpin Wanderkarte* in den vorhandenen microSD-Kartenslot gesteckt, zwei vollgeladene AA-Akkus dazu, Gürtelclip dran und ab ins Gelände ohne großartige weitere Vorbereitung, ab ins Grazer Bergland.

Anmerkung: Als Akku habe ich eneloop Pro* verwendet. Früher noch unter dem Herstellernamen „Sanyo“, tragen die Akkus mittlerweile selbstbewusst den Namen der Mutterfirma „Panasonic“.

Straßenrouting ist natürlich wie auch bei anderen Outdoor-Geräten von Garmin weiter an Bord und funktioniert anstandslos. Abbiegeanweisungen per (deaktivierbarem) Piepston, Text und Pfeilen.

Garmin Oregon 700 – Display

Wie gut ist das Display nun wirklich? Der Himmel war wolkenlos – ideale Testbedingungen.
Die Auflösung von 240 x 400 Pixel (gleiche Werte wie bei den Vorgängermodellen) erscheint für heutige Verhältnisse erst mal wenig. Sie reicht aber in der Praxis mehr als aus. Weniger Pixel heißt prinzipbedingt auch bessere Ablesbarkeit bei Sonnenlicht.

Und diese ist beim Oregon 700 hervorragend. Auch und gerade ohne Hintergrundbeleuchtung. Vergleichbar in etwa mit den Tastengeräten 60CSx, 64s oder einem Gerät der eTrex-Serie und deutlich besser als z.B. ein Oregon 450.
Das Display ist wie beim Vorgänger Oregon 600  aus Glas gefertigt und nicht aus Plastik. Ich nehme an, hier kommt das robuste „Gorillaglas“ das man von Smartphones kennt zum Einsatz. Nötig ist das sicher deshalb, da der nun kapazitive Touchscreen auch exakt so zu bedienen ist wie eben der eines Smartphones. Ein leichtes Darüberstreichen reicht, Druck ist nicht nötig.
Ein Vorteil des Glases ist sicher die Resistenz gegen Kratzer. Eine Schutzfolie halte ich für überflüssig, stellt aber zumindest kein Hindernis dar. Wie hoch die Zerbrechlichkeit ist wird sich erst weisen müssen. Ein Fall direkt auf einen Stein mit dem Display voran sollte man sicher vermeiden.

Das Oregon beherrscht nun auch Multi-Touch-Eingaben. Was sich wie eine Spielerei liest ist in der Praxis gar nicht so schlecht. Karten lassen sich zum Beispiel mit zwei Fingern einfach drehen oder mit der gewohnten Gestik zoomen.
Der Bildschirm ließ sich im Test auch mit dünnen Fingerhandschuhen gut bedienen.

Gehäuse, Formfaktor und Tasten

Das Oregon 700 wirkt eleganter als seine Vorgänger der 4xx-Serie, da es flacher gebaut ist. Die Verarbeitung scheint hochwertig und robust, was nicht Display ist wurde gummiert. Während einer Wanderung kann man es getrost im Hosensack tragen.
Seitlich sind zwei robuste Tasten eingelassen, die frei mit verschiedenen Funktionen belegt werden können. Ein kurzer Druck kann so zum Beispiel der Befehl zum Markieren eines Geländepunktes sein, ein langer Druck bringt einen zur Übersicht seiner Geocaches, zwei Mal tippen könnte wenn man will das Hauptmenü öffnen. Wie erwähnt, alles frei programmierbar.

Oberfläche und Menüführung

Generell ist das Garmin Oregon 700 an allen Ecken und Enden an die eigenen Wünsche adaptierbar. Symbole lassen sich aus- und einblenden und wie auf einem Smartphone von und nach allen Ecken verschieben. Sogar neue Symbole („Kurzbefehle“ nennt das Garmin) die ansonsten nur schwer erreichbare Funktionen aufrufen können erstellt werden. Ein Symbol um den aktiven Track anzuzeigen nötig? Kein Problem.

So gut wie jeder erdenkliche Messwert kann an unterschiedlichen Stellen als Datenfeld eingeblendet werden. Kalorienverbrauch, Herzfrequenz, Sinkgeschwindigkeit und Höhe über Grund zum Paragleiten auf der Kompasseite? Auch kein Problem.

Allerdings sollte man sich schon ein wenig mit dem Gerät beschäftigen, ansonsten könnte es sein, dass man sich wundert warum ein Symbol nicht mehr am gewohnten Ort zu finden ist. Gestern war es ja noch da… Ich habe den Fehler gemacht eine Taste mit einer Funktion zu belegen die die laufende Trackaufzeichnung unterbricht. Es fehlte nach der Wanderung die Hälfte des Tracks, da muss ich wohl unterwegs unabsichtlich die Taste betätigt haben.
Die Menüführung wurde generell im Vergleich zu älteren Geräten völlig überarbeitet und wirkt stimmiger und ist intuitiver zu bedienen.

Das Gerät erkennt automatisch die Haltung im Hoch- oder Querformat. Das war für mich eher hinderlich da in Bewegung das Display immer wieder falsch ausgerichtet war. Kann man aber in den Einstellungen deaktivieren und auf Hochformat oder Querformat fixieren.

Garmin Oregon 700 – GPS Empfang

Eine Ortung nach dem Einschalten des Gerätes liegt normalerweise unter 30 Sekunden. Gut so. „Hotfix“ nennt das Garmin. Auch zwischen steilen Felswänden wo es zu Reflexionen des Signals kommen kann und weniger Satelliten empfangen werden wie beim Test im Hochlantsch Klettersteig gab sich das Oregon 700 keine Blöße und lieferte eine genaue Positionierung auf meist mindestens 5 Meter genau. Sicher nicht schaden kann es dabei, dass das Oregon 700 auch schon die russischen GLONASS Satelliten verarbeiten kann. Damit fliegen rund doppelt soviele verwertbare Satelliten herum von denen das Oregon zumindest vier davon empfangen will für eine Positionsbestimmung. Mit anderen Worten: statt rund 30 stehen ca. 60 Satelliten am Himmel zur Verfügung. Im Normalfall wirkt sich das nicht aus, aber gerade in den Häuserschluchten in der Großstadt oder zwischen Felsen bei einer Bergtour könnte das mal nützlich sein.

WAAS/EGNOS ist natürlich wie bei anderen Outdoor-Navis aktivierbar, obwohl ich diese Funktion argumentierbar für einen überflüssigen Stromfresser halte. Die Funktion für Wegpunktmittelung ist vorhanden, wichtig wenn z.B. bei schlechtem GPS-Empfang ein Geocache versteckt wird.

Stromversorgung

Versorgt wird das 700er mit zwei AA-Akkus oder Batterien. Der erste Eindruck war gut, nach einem Tag Permanentbetrieb im Auto und Gelände stand die Akkustandsmarke bei 50%. Eine Neuheit ist, dass das Display völlig abgeschaltet werden kann (automatisch oder per Hand) um Energie zu sparen. Sinnvoll wenn das Oregon lediglich im Rucksack die Wanderung aufzeichnen soll.
Neu ist auch, dass Akkus direkt über das USB-KabelimGerät geladen werden können. Praktisch für unterwegs da ein zusätzliches Ladegerät damit entfällt. Zumindest wenn man das Akkupack von Garmin verwendet. Mit einem kleinen Kniff kann man aber offensichtlich auch normale, handelsübliche Akkus laden.

Trackaufzeichnung

Unter der Vielzahl an Funktionen ein Beispiel, das im Gelände vielleicht einmal nützlich sein kann:

Tracks lassen sich sehr einfach auf der Karte aus- und einblenden und auch farblich unterschiedlich darstellen. Die Trackaufzeichnung kann man auch automatisch bei Pausen unterbrechen lassen. Damit sieht der Track am Ort einer einstündigen Jausenpause nicht mehr aus wie ein zerrupftes Wollknäuel.

Garmin Oregon 700 – Live Geocaching

Laut Garmin gibt es keine Einschränkung bezüglich Maximalzahl an gespeicherten Geocaches. Die 1500 die ich auf das Garmin Oregon 700 kopiert habe hat es anstandslos erkannt.
Genial sind die Filterfunktionen für Geocaches am Gerät: Alle offenen Traditionals die man noch nicht gefunden hat, aber nur jene mit hoher Bewertung in anspruchsvollem Gelände? Kein Problem. Die Darstellung am Gerät ist gut und übersichtlich.

Übrigens kann man das Garmin Oregon 700 auch mit einem Smartphone verbinden und somit unterwegs Geocaches am Oregon aktualisieren. Das Ganze nennt sich “Live Geocaching”.

Wie Live Geocaching in der Praxis aussieht, findest du hier: Garmin Oregon 700 Live Geocaching – Anleitung und Test.

Fazit zum Garmin Oregon 700

Das neue Flaggschiff der Outdoor-GPS-Serie kann ich uneingeschränkt empfehlen. Die Ortung ist schnell und auch unter schlechten Empfangsbedingungen gut, das Display auch in grellem direktem Sonnenlicht gut lesbar. Akkus bzw. Batterien halten zumindest eine Tagestour locker durch und dank Stromsparfunktionen auch deutlich länger.

Die Oberfläche lässt sich wie bei keinem anderen Gerät von Garmin anpassen, womit aber vielleicht der Eine oder Andere ein wenig gefordert sein könnte.

Der größte Vorteil bei diesem Gerät ist wohl das Live Geocaching, welches nach kurzer Zeit schon unverzichtbar wird.

(Tester: Christoph E.)

OSM Wanderkarte auf Garmin Oregon 700 installieren

Preis und Verfügbarkeit

Produkt: Garmin Oregon 700*
Produkt: Garmin Oregon 750 (inkl. Kamera und Akkupack)*
(den Aufpreis für die Kamera kannst du dir sparen und somit rate ich dir zum Oregon 700)

Garmin Kartenmaterial

Garmin Topo TransAlpin für Österreich*

Praktisches Zubehör

Garmin Akkupack * (kann im Gerät geladen werden)
Garmin Fahrradhalterung* für Oregon 600 und 700